Schillerlocken: Neuer lebensmittelskandal in Deutschland


SchillerlockenIn Deutschland scheint sich laut SharkProject.org ein neuer Lebensmittelskandal anzubahnen. Die Organisation veröffentlichte eine Studie zum Methylquecksilbergehalt in der deutschen Spezialität Schillerlocke. In über 30 Prozent der Sitchproben fand man stark überhöhte Werte des extrem giftigen Methylquecksilbers.

Laut eigener Aussage habe man vor zirka einer Woche alle großen Lebensmittelhändler per Einschreiben über die Ergebnisse informiert, um eine Stellungnahme und sofortigen Verkaufsstop gebeten. Mit Ausnahme von FEGRO/SELGROS, die vorsorglich die Produkte aus dem Sortiment genommen haben, habe kein anderer Händler reagiert. Lediglich EDEKA Südwest habe sich telefonisch gemeldet und versprochen, zu agieren. SharkProject.org wirft den Konzernen vor, wissentlich eine Vergiftung ihrer Kunden in Kauf zu nehmen. Mit Unkenntnis könne sich nun keiner mehr herausreden.

Im Vorfeld der Diskussion gab es allerdings auch positive Reaktionen. Im Interesse der Verbraucher und der Ökologie haben unter anderem KADEWE, kaufland, Handelshof und Kaufmarkt die gefährliche Fisch-Delikatesse aus den Regalen genommen. Sie sind damit einer Reihe anderer Unternehmen gefolgt, die aus eigener Verantwortung auf Schillerlocken verzichten. Dazu gehören LIDL, Tegut, Tengelmann und die deutschen Filialen der Nordsee-Fischspezialitäten GmbH. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf Stop-Sales.com.

SharkProject.org prüft derzeit im Interesse des Verbraucherschutzes rechtliche Schritte gegen die Europäische Union und deren lückenhafte Vorschriften zur Lebensmittelkontrolle.

 

Hier ist die offizielle Pressemitteilung:

Offenbach, 25.11.2009: In Deutschland bahnt sich ein neuer Lebensmittel-Skandal an. Nach einer Untersuchung der internationalen Umweltschutzorganisation Sharkproject mit Sitz in Offenbach wird der gesetzlich zugelassene Grenzwert für das giftige Quecksilber in rund jeder dritten Probe der Fischdelikatesse Schillerlocke überschritten. Demnach wurden Spitzenwerte von über 2,0 Milligramm pro Kilo gemessen, zugelassen sind laut EU jedoch für Haie nur 1,0 Milligramm. Bei den so genannten Schillerlocken handelt es sich um die Bauchlappen der gefährdeten Haiart Dornhai.

Sharkproject hatte von August bis Oktober in Deutschland und Österreich 70 Proben von Schillerlocken eingekauft und an die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH in Wien geschickt, um sie auf ihren Quecksilbergehalt hin untersuchen zu lassen. Nach den Ergebnissen der Agentur (PDF) wurde der Grenzwert in 22 der Proben überschritten, das entspricht 31,4 Prozent. Wie Studien (1) belegen, liegen bei Dornhaien 99% des Gesamtquecksilbers in Form von Methylquecksilber vor.

„Methylquecksilber“ ist einer der giftigsten Stoffe, die wir in der Toxikologie überhaupt kennen“, kommentierte der Toxikologe Hermann Kruse von der Universität Kiel die Ergebnisse der Untersuchung (2). Nach Angaben des Wissenschaftlers schädigt das Gift das Nervensystem, vor allem Kinder seien anfällig. Bei Ungeborenen könne es zu Missbildungen und Hirnschäden führen (3). Zudem klassifizierte die Krebsforschungsorganisation der Weltgesundheitsorganisation (IARC) Methylquecksilber als einen möglichen Krebserreger beim Menschen (Gruppe 2B) (4).

„Wir haben den Handel mehrfach darauf hingewiesen, dass Schillerlocken ein hohes Maß an diesem giftigen Stoff enthalten können. Unsere Untersuchung hat das nun erneut bestätigt.
Mehrere namhafte Unternehmen haben das Produkt längst aus dem Handel gezogen, andere weigern sich jedoch nach wie vor, hier im Sinne des Verbrauchers zu handeln“, sagte Dr. med. Andreas Keppeler von Sharkproject. Da die Lebensmittelkontrolle hier offenkundig nicht greife (5), werde die Organisation nun rechtliche Schritte prüfen, kündigte Keppeler an. Weitere Informationen auf der Website der Organisation.

1)  Exposition mit Methylquecksilber durch Fischverzehr
Forschungskennzahl 705 61 416; Tab.2 , S.20;
Dr. R. Kruse, Dr. E. Bartelt; Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Institut für
Fische und Fischereierzeugnisse, Cuxhaven Im Auftrag des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) Februar 2008

2) Toxikologisches Statement Dr. H. Kruse Toxikologie der Universitätskliniken KIEL zur Schillerlocken
Untersuchungsreihe auf Quecksilber von Sharkproject November 2009 (filedownload www.sharkproject.org)

3) Klimawandel bedingte Aufnahme von toxischem Methylquecksilber über den Fischkonsum
Forschungskennzahl 08 49 745 (Pkt.4.1,4.2, S18,19,20);
Endbericht von Dr. R. Kruse, et al.; Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Institut für Fische und Fischereierzeugnisse, Cuxhaven Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin  Im Auftrag des Bundesinstituts für Risikobewertung Dezember 2008

4) http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol58/volume58.pdf
Zitat: S. 17 „Overall evaluation: Methylmercury compounds are possibly carcinogenic to humans (Group 2B).“

5) Lebensmittel-Monitoring 2001; S. 24  Zitat:„Hai ist hoch mit Quecksilber kontaminiert“
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), Gemeinsamer Bericht des Bundes und der Länder


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